Kladj und Tradj: Das Blogstöckchen der Meisterperson

Kladj & Tradj

Zu den dunkelsten Errungenschaften der Zivilisation gehört der Kettenbrief, eine perfide Form der  kommunikativen Erpressung, mit der die genötigete Person meist dazu gebracht werden soll, dubiose Produkte zu erwerben, esoterisches Gedöns weiterzuverbreiten oder ihren Mitbürgern mit reichlich Spam allgemein zur Last zu fallen.  Auch dieser Aspekt von Rurs Schöpfung hat jedoch zwei Seiten, und so freuen wir uns über eine jüngt an uns ausgesprochene Einladung, den interessierten Lesern mehr über die Personen hinter dem Namen „Asboran“ zu berichten.

Bruderschwester Meisterperson hat nämlich mit seinen flinken Fingern ein Blogstöckchen aus der Luft geholt, das von Judith Vogt gerade in völlig andere Richtung geworfen worden war, nachdem sie es zuvor von Xeledons Spiegel bekommen hatte. In insgesamt 11 Fragen fordert er uns auf, ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern. Obwohl wir die Zahl 11 eigentlich nur bedingt für schön erachten, haben wir uns nach längerer Beratschlagung unserer Alriks deren Sichtweise angeschlossen, dass 1 und 1 immerhin 2 ergeben und daher auch die 11 an der Schönheit der 2 teilhat. Daher nehmen wir die ausgesprochene Herausforderung gerne an — um so mehr, als diesmal niemand von uns verlangt, uns einen Eimer Eiswasser über den Kopf zu gießen. Alrik hat es natürlich trotzdem gemacht. Mit Ochsenblut. Im Löwengehege. Weil er’s kann. Aber nun zu den Fragen — natürlich auf die maraskanische Art im rurgefälligen Disput. Mit dabei sind Thorjin, Josch, Yukijida und einer unserer Administralligatoren Alrik.

1. Mit welcher Meisterperson irgendeines Rollenspiels, das du kennst, würdest du dich am ehesten identifizieren und warum?

Der erste Roman mit Scheïjian von Tarschoggyn.

Der erste Roman mit Scheïjian von Tarschoggyn.

Josch: Scheïjian von Tarschoggyn. Das mag erst einmal gewöhnungsbedürftig klingen, weil wir doch eher unterschiedliche Lebensentwürfe haben (er ist Auftragsmörder und ich — eher nicht), aber K.H. Witzko hat uns diesen Charakter aus der Innenperspektive und mit seiner tragischen Geschichte so plastisch nahegebracht, dass er mir von allen Rollenspiel-NSCs bis heute am nächsten steht. Direkt danach käme bei mir Arvid von Geestwindskoje aus Kiesows Romanen.

Thorjin: Rakorium Muntagonus. Ein verpeilter Forscher, der aus einer zumindest (al)chemisch angehauchten Akademie kommt, im Kern recht tolerant, wenn auch schrullig, ist, dazu aber auch ein Thema hat, bei dem die Echsen mit ihm durchgehen können. Und er ist schon lange in Aventurien dabei. Nicht war, Nottel?

Alrik: Nottel? Hier, nimm deinen Kräutersud F’Zzmech, du redest wirr. Ich wäre Hannibal Lecter. Weil er Menschen isst. Oder Chuck Norris. Weil er seine Arme zum Kämpfen nicht braucht.

Thorjin: Hannibal Lecter? Du schaust Filme?

Alrik: Filme? Ich dachte, das wäre eine Reality … —  wie heißt das nochmal?

Josch: Show.

Alrik: Was?

Josch: Wie was? „Reality TV Show“. Bruderschwester Thorjin guckt anscheinend Kochshows.

Alrik: Mir egal, solange es um’s Verspeisen von F’zzmechs geht.

Yukiijida: Bruderschwester Alrik vom Blautann… oder Hilbert von Puspereiken alias die einsame Stimme der Vernunft in einem Ozean des Wahnsinns.

2. Hast du einen allgemein eher als wenig erstrebenswert geltenden Charakterzug, der dich aber ausmacht und bestimmt auch total liebenswert an dir ist? Welcher ist es?

Eine der üblen Karikaturen, mit denen andere Echsen den guten Alrik zu Gespött der Echsenheit machen.

Eine der üblen Karikaturen, mit denen andere Echsen den guten Alrik zum Gespött der Echsenheit machen.

Thorjin: Bestimmt. „Liebenswert“ grenzt die Wahl hier schon stark ein. Ich vermute „Schrulligkeit“ wäre da die nette Umschreibung, „ein teilweise etwas anarchischer Wahnsinn“ aber wohl treffender. Den halten aber eh nur Personen aus, die ähnlich gestrickt sind. Und die finden ihn dann bestimmt auch total liebenswert.

Alrik: Mein am wenigsten als erstrebenswert geltender Charakterzug dürfte sein, dass ich mich mit euch Gesocks abgebe. Und dafür verachten mich zumindest die meisten meiner Mitechsen.

Thorjin: Du hast ja noch die anderen Alriks.

Alrik: Die verachten mich auch. Ich habe ihnen vom letzten F’zzmech nichts übrig gelassen.

Thorjin: Würdest du bitte nicht so gierig auf meinen Bauch schauen? Meine Augen sind hier oben!

Josch: Was ist eigentlich mit der Neigung zu Wüterei und Blutrausch?

Alrik: Das macht mich zwar eindeutig liebenswert, geht aber wohl kaum als Nachteil durch. Oder?

Josch: Ruhig, Grüner. Natürlich nicht. Ich werde recht schnell bissig und gehässig, wenn ich das Gefühl habe, dass meine Gesprächspartner mich nicht  ernst nehmen oder mich für dumm verkaufen wollen. Ist das liebenswert? Kommt auf die Vorlieben des Gegenübers an, realistisch betrachtet würde ich aber vermuten, dass meine Frau nicht deshalb, sondern dessen ungeachtet mit mir zusammen ist.

Yukiijida: Wenig erstrebens- aber liebenswert? Naschbrettbauch?

Thorjin: *Pschhht!* Die Alriks sind gerade entwöhnt!

Alriks: Habe ich gerade Naschbauch gehört?

Alle anderen:  Neinnein! Wir wollten gerade nur die 3. Frage stellen.

3. Würdest du ihn aufgeben, wenn du könntest? Nehmen wir an, jemand böte dir ein Elixier gegen Schrulligkeit an: Würdest du es trinken? Wieso?

Horasische Theriakgefäß aus dem Jahr 290 BF. Hilft gegen viele Zeichen der Alterung, außer Schrulligkeit.

Horasisches Theriakgefäß aus dem Jahr 290 BF (1782 nach Horas‘ Erscheinen). Hilft gegen viele Zeichen der Alterung, außer Schrulligkeit.

Josch: Klar, sofern das Elixier nur diesen Nachteil ausräumt — und nicht auch positive Eigenschaften, zu deren Begleiterscheinungen die genannte Schwäche zählt.

Yukiijida: Ja. Einfach ja! Ich würde es Dir aus der Hand reißen… wenn auch lieber gegen eine der unsympathischen Schrullen.

Alrik: So ein magischer Firlefanz kommt mir nicht in den Schlund. Erst schmeckt es entweder komisch oder gar nicht, und dann sieht man auf einmal für längere Zeit wie einer von euch aus.

Thorjin: Ach, ne. Selbst wenn ich es loswerden wollen würde — was ich nicht will — das empfände ich als Schummeln. Wenn ich an mir einen Wesenszug ändern wollen würde, dann auf die altmodische Tour. Aber warum sollte man überhaupt etwas an sich ändern, das andere als liebenswert empfinden?

4. Welches konkrete Rollenspielprodukt hat dein Leben am meisten beeinflusst? Inwiefern?

Thorjin: Das war die DSA1-Basis-Box mit Silvanas Befreiung. Das hat mich zum Rollenspiel gebracht, alles andere folgte dieser Begegnung. Hätte mich das damals nicht so fasziniert, dann wäre ich wohl erst viel später zum Spiel gekommen. Die ersten anderen Rollenspieler habe ich erst über 10 Jahre später getroffen — also solche, die nicht ich mit dem Spiel bekannt gemacht habe.

Alrik: Westwärts, Geschuppte! Dieser Witzkomold ist zwar ein armseliger Mensch, aber die Idee, dass westwärts von Marustan noch so viel ungegessenes Fleisch lebt, war ein wahrer Augenöffner. Ohne diesen wären meine Bruderschwestern und ich nie auf all diese versteckten Fleischkonserven gestoßen. Hier gibt es sogar F’zzmechs, die uns Essen frei Grube liefern!

Thorjin: Das sind Meuchler, Alrik. Ihr entsorgt ihre Opfer.

Alrik: Solange die lecker sind, ficht mich das nicht an. Man beißt schließlich in die Hand, die einen füttert, wie es so schön heißt.

Aus Licht und Traum

Elfen — ein Konzept mit großer Bandbreite in der Fantasy.

Josch: Für mich waren das Am Rande der Nacht und Die Ungeschlagenen. Diese Bände änderten mein Maraskan-Bild in Rekordzeit von „Das pseudo-Asien Setting mit den Verrückten im Dschungel am Arsch der Welt“ zu „Das aufregendste Setting, das ich kenne, und über das ich so schnell wie möglich alles wissen muss“. Sie waren somit die Keimzelle meiner bis heute anhaltenden Maraskanfaszination. Ich kann nur jedem, der das Setting kennen lernen will, raten, mit diesen beiden Bänden einzusteigen — besser geht es nicht. Einiziger Nachteil: So gut, wie in diesem Prolog, wird die G7 Kampagne leider nie wieder.

Yukiijida: Aus Licht und Traum (als Elfen ihr Trommelkreishippieimage abgelegt haben) und Das zerbrochene Rad.

5. Gibt es eine spezielle Art von Rollenspiel-Regelwerk, nach dem du suchst und das du anstrebst?

Thorjin: Nicht wirklich. Also: ich suche nicht. Ich glaube nicht, dass es ein System gibt, bei dem man niemals eine störende Stelle findet. Solange ich ein System habe, bei dem ich im Spiel nicht andauernd hausregle, weil mir die eigentliche Regel zu obskur oder unpassend erscheint, reicht mir das. Ab einer gewissen Schwelle stört mich sowas einfach nicht mehr, das muss an der Senilität des Alters liegen. Ich lege mehr Wert auf das Setting. Systeme, mit denen ich glücklich werden kann, sollten am Spieltisch vor allem nicht dazu führen, dass häufig nachgeblättert wird. Sehr detaillierte Modifikatorenliste mit eher obskuren Einstufungen („OK, Harmonie mit dem Weltgeschehen. +1 oder +3? Hmmm… Hmmmmmmm… egal, lass erstmal würfeln.“) und mehrstufige Anwendungsanleitungen zum Berechnen von bestimmten Elementen sind mir deswegen eher ein Graus. Ich persönlich entscheide als Spieler in der Regel aus dem Bauch heraus und mag daher eine gewisse Ungewissheit bei der Einschätzung einer Lage — das fühlt sich für mich dann vergleichsweise „real“ an (ja, ich weiß, böses Wort!). Deswegen bringen mir sehr genaue Angaben zu Erfolgswahrscheinlichkeiten eher keinen Spielspaß („Du hast eine 53%-Chance, die Wand zu erklettern.“ – „Aha. Schön.“), und der Versuch, exakte Schwierigkeitsabbildungen anhand von x Modifikatorkategorien für eine Probe zu erreichen, langweilt mich eher, als dass er mich reizt. Setzt ein System also einen eher groben, dafür schlanken Rahmen, geht es in die Richtung, die ich mir vorstelle.

Alrik: *hust* Sagt der Typ, der in seinen Heldenverwaltungstool eine ganze Seite mit Erfolgswahrscheinlichkeiten eingebaut hat… *hust*

Thorjin: Ach ja, wer wollte denn das verwertbare Schlachtgewicht mit dabei haben?

Alrik: Dein Ansatz, demzufolge das einfach 50% des Gesamtgewichts ist, konnte wirklich nicht überzeugen. Und wo wir dabei sind: Noch nicht einmal Sagen oder Schlagen hast Du eingebaut. Ein so simples und amüsantes Spiel, und trotzdem hat sich noch keiner an einer Rollenspiel-Umsetzung versucht. Dabei sind Essen und Hauen hier die einzigen Elemente, die überhaupt regeltechnisch umgesetzt werden müssen. Ich werde euch Misthaufen nie verstehen.

Josch: Seit DSA3 mit unseren damaligen Hausregeln (und ohne Kirchen, Kulte, Ordenskrieger) suche ich schon lange nicht mehr. Jedes Rollenspiel-Regelwerk wird m. E. zerkrümeln, wenn man nur zu lange drüber nachdenkt, aber das war für mich ziemlich nah dran an dem, was ich als perfekte Balance von Spielbarkeit und Komplexität ansehen würde.

Yukiijida: Ich spiele mit Minimalregelausstattung wie bei PP&P oder Cthulhu genau so gerne, wie mit DSA4.1 RAW. Mit den richtigen Mitspielern kann man auch mit ’nem abgebrannten Streichholz Spaß haben.

6. Würdest du es finden, würdest du trotzdem noch ein System neben ihm haben?

Frühe Ausgabe der 10 Gebote. Schon vor über 2000 Jahren versuchten die Rollenspielhersteller ihre Anhänger vom Spielen anderer Systeme abzuhalten.

Frühe Ausgabe der 10 Gebote. Schon vor über 2000 Jahren versuchten die Rollenspielhersteller, ihre Anhänger vom Spielen anderer Systeme abzuhalten.

Yukiijida: Ich bin da nicht so, ich habe auch zwei, drei, vier parallel. Ich bin da ganz offen… *räusper* Wenn sich allerdings der Beziehungsstatus „Es ist kompliziert“ einstellt, bin ich raus. Wenn das System meinen Spaß eher behindert, dann trennen sich unsere Wege.

Alrik: Ich spiele alles, solange es genug zu kämpfen gibt. Beim Regelsystem bin ich grundsätzlich tolerant, denn wie heißt es doch so schön: „Wer schmeckt, mit dem lässt sich nicht streiten“.

Thorjin: Das hängt bei mir, wie gesagt, eher vom Setting ab. Und von den Mitspielern. Ich spiele aktuell bspw. Cthulhu, auch wenn das Regelwerk sicher nicht meine erste Wahl wäre. Aber das Spielen macht dennoch sehr viel Spaß.

Josch: Ich hatte trotz damals perfektem DSA-System lange Zeit ein Zweitsystem, bis ich aus Zeitgründen mit D&D aufgehört habe (wobei hier auch die 4. Edition und die Umgestaltung der Forgotten Realms eine Rolle spielten, die mir beide nicht zusagten). Hätte ich heute noch mehr Zeit, würde ich weiterhin gerne ein Zweitsystem oder Drittsystem spielen, am liebsten Deadlands (wegen des Hintergrunds), Deponia (wegen des Humors) oder irgendwas auf FATE-Basis (wegen der Regeln), z.B. Eis und Dampf.

7. Was ist das tollste Ausrüstungsstück, das einer deiner Charaktere jemals sein Eigen nannte, und was macht es so besonders?

Josch: Unvergessen: Ein Loch in der Tasche à la Yellow Submarine, durch das man in eine Miniglobule kam, in der nur ein Kamin, ein Sessel, ein paar Truhen und zwei Regale standen. Mit anderen Worten: der beste fahrende Entspannungs- und Lagerraum, den man sich vorstellen kann.

Thorjin: Puh. Als Viel-Spielleiter muss ich da mal überlegen, was meine Charaktere da überhaupt hatten. Im Endeffekt ist es wohl das Notizbüchlein meines den menschlichen Geist erforschenden Druiden. Das ist der Ausrüstungsgegenstand, den ich im Spiel bisher am meisten eingesetzt habe und bei dem ich regelmäßig schöne Reaktionen meiner Mitspieler bekomme.

Yukiijida: Ich hasse das Ding.

Thorjin: OK, manche wollen mich dafür auch gerne erschlagen.

Yukiijida: Ich glaube,  der Tralloperriese meines Lieblingsmedicus. Der hat nämlich eine lächerlich außer Kontrolle geratenen Höhenangst und schwingt sich nur an guten Tagen auf Graf Ortwin. Für normale Tage hat er noch das Pony… das auch supercool ist. Die beiden haben auf jeden Fall eine Geschichte.

Alrik: Das Schwert der Sofortigen Rückkehr. Das kommt immer sofort in die Hand zurück, wenn man es fallen lässt. Sehr praktisch. Der letzte Mensch, der es besaß, war etwas verzweifelt. Aber wer braucht schon seine Hände zum Essen? Wie habt ihr Missratenen nur die Bruderschwestern auf dem Kontinent überwunden ? Das werde ich nie verstehen.

8. Was ist dein persönlicher liebster Besitz, und was ist seine Geschichte?

Das Lexikon des Schwarzen Auges. Ohne Internet die ultimative Ressource für den Nerd, als man ihn noch für einen Satanisten hielt, der schwarze Magie betreibt.

Das Lexikon des Schwarzen Auges. Ohne Internet die ultimative Ressource für den Nerd, als man ihn noch für einen Satanisten hielt, der schwarze Magie betreibt.

Josch: Das Lexikon des Schwarzen Auges. Zu einer Zeit vor Wikis, als Rollenspielprodukte noch über lange Zeit vom Taschengeld abgespart oder zu Weihnachten und Geburtstag erworben wurden (um danach oft bis zum Zerfleddern oder mysteriösen Verschwinden in der Gruppe rumgereicht zu werden), und als Sammelwahn noch aus Mangel an Möglichkeiten ein vollkommen unbekanntes Laster war, da war das Lexikon mein Zugang zu Aventurien in seiner ganzen Pracht. Ich habe den Band in den Weihnachtsferien 1995 am Stück komplett gelesen und blättere noch heute ab und zu gerne zur Entspannung darin. Viele der Illustrationen aus dem Buch gehören für mich immer noch zum Schönsten, was jemals für DSA an Bildern veröffentlicht wurde (manche sind auch recht grauslich, aber das ist die Minderheit).

Thorjin: Ich schwanke zwischen zwei Bildern. Einmal das Porträt meines Druiden vom großartigen Ben Maier, das Yukiijida mir zum Geburtstag geschenkt hat. Das ist einer meiner zwei liebsten Charaktere, und das Bild ist einfach großartig. Auf der gleichen emotionalen Stufe steht aber auch das Originalbild von Kaiser-Hal-im-Bad, das der geniale Horus damals für das Abenteuer Die Attentäter gezeichnet hat. Das Abenteuer ist eine so wundervolle Mixtur der Sachen, die bei DSA geliebt und gehasst werden, und die Schlüsselszene hat mich und mein holdes Eheweib damals unabhängig voneinander umgehauen, so dass wir es zusammen mit unseren späteren Mitspielern noch einmal gespielt haben. Als Horus dann vor einiger Zeit seine Kunstwerke teilweise verkaufte, war für uns beide klar, dass wir dieses Bild haben wollten. Und nun hängt es hier bei uns an der Wand.

Yukiijida: Haben mussten meinst Du? Zählt MEINE Küche als liebster Besitz? Vermutlich nicht. Das ist wirklich keine leichte Frage, ich habe zwei Tassen, die mir wirklich etwas bedeuten, das ist aber wohl eher unspannend. Meine Würfel, eigentlich mag ich da alle, aber insbesondere mein erster selbst gekaufter Würfel, damals von der Spielemesse 1993, und natürlich die Sniperin (der Spezialwürfel, der in wichtigen Situationen immer die richtige Zahl bringt).

Alrik: Der Schrumpfkopf meines ersten selbsterlegten Haffajas.

9. Bei welcher Art von Film oder Serie reagierst du als Zuschauer am ehesten emotional?

 Alrik: Bei solchen, in denen die Protagonisten mich inspirieren und in mir den Wunsch erwecken, nach Höherem zu streben. Das hier fand ich sehr bewegend. Gustave ist eine lebende Legende.

Josch: Für mich kommt es darauf an, dass die Charaktere so plastisch und nachvollziehbar sind, dass ich mir beim Zuschauen denke: „So hätte ich an deren Stelle auch gehandelt.“ Das kommt zwar eher selten vor, aber wenn, dann verfehlt das seine Wirkung bei mir nicht. Zwei der emotional bewegendsten Szenen, an die mich erinnern kann, sind der traurige Moment, in dem Dr. Cox in Scrubs anerkennt, dass er den Tod seines Freundes geleugnet hat, und die beängstigende Szene aus Breaking Bad, in der mir klar wurde, dass Walter White den point of no return endgültig überschritten hatte.

Thorjin: Wirklich, wirklich, wirklich heftig hat mich das Ende von The Mist erwischt. Ich kannte und mochte die schon sehr düstere Kurzgeschichte von Stephen King, aber der Film ist einfach noch mal so viel heftiger, dass es wirklich weh tut. Nichts, was man als letztes vor dem ins Bett gehen schauen sollte, danach muss noch was Lustiges folgen. Man hat diese normale Figur des Vaters einfach lieb gewonnen, und die ist dort in einer dermaßen bösen Situation, dass mich das jedesmal wieder mitnimmt. Mitgenommen hat mich auch das Ende von Schindlers Liste, als die Überlebenden mit ihren Nachfahren auftauchen und Steine auf das Grab von Oskar Schindler legen. Durch diese Brücke in die Realität rückt mir der Film einfach nochmal deutlich näher, da bricht dann die gewisse emotionale Distanz, die Filme sonst bei mir erzeugen, in sich zusammen. Grundsätzlich erwischt mich Seelenpein deutlich stärker als körperliche Schmerzen. Wobei es auch da Grenzen gibt, wenn es z.B. um spitze Gegenstände und Augen geht. Um auch mal eine positive Sache zu erwähnen: Wenn ein Plot auf einmal eine geniale, lang angelegte Wendung erfährt, die man so nicht erwartet hat, also doe klassischen what the frack-Szenen: [Be aware: Spoiler Alert!] There has to be some way out of here… said the Joker to the thief… Dazu noch diese Szene. Anscheinend hat Battlestar Galactica also einen Nerv bei mir getroffen.

Yukiijida: Eingentlich immer, ich vermute, ich bin einfach so gestrickt.

10. 4 8 15 16 23 42 — Gibt es eine ähnlich bedeutungsvolle Zahl oder gar Zahlenfolge in deinem Leben?

Die Zahlenfolge, die für maraskanische Philosophen eine durchaus große Bedeutung hat.

Die Zahlenfolge, die für maraskanische Philosophen eine durchaus große Bedeutung hat.

Josch: 2, 4, 16, 64. Was sonst?

Thorjin: 6,022 x 1023 und 1,6 x 10-19 sind die beiden Zahlenfolgen, die mich jetzt seit etwas über 20 Jahren regelmäßig begleiten. Meine Lieblingsfolge ist aber 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13… — die hat keine besondere Bedeutung für mein Leben.

Alrik: Zahlen, pah. Noch so ein Quatsch. Was haben Zahlen denn jemals für uns getan, frage ich euch!

Thorjin: Jaja, was der Maru nicht essen kann, das schätzt er nicht.

Yukiijida: Nö. Ich halte es da mit den Alriks.

11. “Satire darf alles?” Was sind für dich die Grenzen von Humor?

Josch: Humor darf alles, sofern er gut ist. Dabei gilt: Je heikler das Thema, desto höher die Messlatte. Wenn Du also einen Witz über die aktuelle Lage in Syrien machen möchtest, dann muss der schon wirklich ziemlich lustig sein (sprich: John Oliver Niveau). Viel spannender als die Frage, was Satire darf, finde ich übrigens die Frage, was Satire kann — und hier stelle ich immer wieder erschrocken fest, dass uns ERDE auch in der 5. Edition immer wieder mit Absurditäten überrascht, die nicht mehr satirisch eingeholt werden können. In jedem Fall gilt aber die goldene Regel für Humoristen und solche, die sich dafür halten: Wer hart austeilt, muss auch hart einstecken können — alles andere ist Kindergarten.

Thorjin: Schwierige Frage. Auf der einen Ebene würde ich sagen, dass Satire alles darf. Wenn jemand einen Sachverhalt auf pointierte oder überzogene Weise karikieren will, dann muss man das, meiner Meinung nach, in soweit aushalten, als es nicht verboten sein sollte. Auf der anderen Ebene müssen Satiriker aber auch damit leben, dass Leute sie für bestimmte Äußerungen oder Meinungen verabscheuen und in der Diskussion die Satire hinterfragen. Auf einer dritten Ebene würde ich dann auch noch einwenden: Satire darf alles, aber nicht überall. Wer jemanden besucht und ihm oder ihr satirisch ans Bein pinkelt, darf sich dann auch nicht darüber beschweren, herausgeworfen zu werden.

Yukiijida: Wirklich schwer.

Alrik: Ach, ihr Weichhäute mit euren hochgeistigen Nichtigkeiten. Wichtiger als die Frage, ob Satire alles darf, ist doch die Frage, ob man zum Satt-werden alles darf. Und hier möchte ich einwenden: Ja, auf jeden Fall. In der Liebe und in der Küche ist alles erlaubt.

Josch: Was weißt du denn von der Liebe?

Alrik: Ich bin ein sehr emotionales Wesen — bei gutem Essen kommen mir z.B. sehr häufig die Tränen. Wenn das nicht Liebe ist, was dann?

Das Leben ist ein Kreis und so ist jedes Ende auch ein Anfang…

Asboran Logo V2Und ganz eingedenk dieser rurgefälligen Weisheit beugen wir uns nun den Regeln des Blockstöckchenwurfs und stellen unsererseits 2+ 2+ 20 Fragen auf, die wir ungefragt an Engor und Michael Masberg weiterreichen möchten, zusammen mit der Bitte, sich nichts über den Kopf zu kippen und kein Geld an unbekannte Verwandte zu überweisen.

  1. Schon mal den Turnbeutel vergessen?
  2. Welche Nerd-Blogs liest Du regelmäßig? Falls keine: Gibt es sonst irgendwelche Blogs, denen Du folgst?
  3. Welches Rollenspielbuch bzw. Fantasybuch hat Dich am meisten geprägt?
  4. Was kommt mit auf die einsame Insel: Tolkien oder Pratchett?
  5. Was ärgert Dich als Rollenspieler am meisten: Inkonsistente Regeln, inkonsistente Hintergrundbeschreibungen, oder Inkongruenzen zwischen Regeln und Hintergrund?
  6. In welches fiktive Land würdest Du am liebsten in Urlaub fahren?
  7. Wie stehst Du zum Phänomen Rollenspieltheorie? Seriöse Disziplin oder Scharlatanerie?
  8. Gibt es irgendwelche Guilty Pleasures im Nerdsektor, denen Du öfters fröhnst?
  9. Wie viel Gewaltdarstellung kannst Du in fiktionalen Kontexten ertragen?
  10. Wenn du für eine bekannte fiktive Person das Ende gestalten dürftest, wer wäre es und wie sähe es aus?
  11. Was zeichnet für Dich einen spannenden Plot aus?

6 Kommentare

  1. Danke für die umfangreiche und dennoch kurzweilige Beantwortung meiner Fragen. 🙂

      

  2. Irgendwie ist das Stöckchen an mir vorbeigeflogen und lag lange rum, bis ich jetzt darüber gestolpert bin, weil mich die Neugier mal wieder auf eure Seite getrieben hat, Bruderschwestern! Dann hebe ich es doch mal auf und werde damit ein wenig spielen.

    Preiset die Schönheit!

      

    • Kein Grund zur Eile – am Ende kommt doch jeder Kladj dort an, wo er hingehört. Von daher harren wir gespannt Deiner Antworten, Bruderschwester!

      Preise die Schönheit!

        

  3. Da könnt ihr mal sehen, was ihr angerichtet habt:

    http://www.michael-masberg.de/mit-dem-stockchen-spielen/

      

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