Ein weiser Philosoph sagte einst: „Imitation ist die ehrlichste Form des Plagiats“, und daher klauen wir an dieser Stelle einfach mal schamlos eine schöne Idee von Engor aus seinem aktuellen Blogbeitrag. Angesichts von Legatin des Bösen fragt Engor: Welche Schurken eignen sich sonst noch besonders für DSA-Solos? Und welche Geschichten ließen sich auf diese Weise mit ihnen erzählen?
Das sind viel zu gute Fragen, um sie mit jeweils nur einer Antwort zu würdigen! Daher haben auch wir (das sind Thorjin und Josch) uns Gedanken über unsere Favoriten für ein DSA-Schurken-Solo gemacht, die wir euch nachfolgend vorstellen. Doch seid gewarnt: Nicht alle Bösewichte sind euch womöglich auch als solche bekannt, von daher geschieht Weiterlesen ab nun auf eigene Spoiler-Gefahr!
Thorjins Favoriten
Fran Horas – Tanz‘ den Dämonen-Kaiser
Warum? Der blutige Fran dürfte eines der frühesten DSA-Schreckgespenster sein, das schon im ersten Abenteuer-Ausbau Spiel auftaucht. Dazu ist es zwar fast sicher, dass er lebendig in die Niederhöllen verschleppt wurde, und jeder kennt seine fatale Beschwörung in der Ersten Dämonenschlacht, aber wirklich viel weiß man über ihn ansonsten nicht. Er bietet somit einen Ansatzpunkt für das Erleben alter aventurischer Geschichte, bei dem man außerdem dem Metaplot nicht in die Quere kommt.
Wie? Man könnte nach der ersten Dämonenschlacht ansetzen und einen Plot spinnen, in dem sich der Horas möglichst lange dem Zugriff der Niederhöllen erwehren muss – bis er dort schließlich doch landet. Oder man beleuchtet seine übrige Entwicklung, gerade in magischer Hinsicht, und baut bspw. einen Plot um die Gründung der Akademie der Hohen Magie zu Punin. So könnte man diese heute sehr renommierte Institution eimal von einer deutlich dunkleren Seite zeigen.
Dolguruk der Schwarze – Der totale Party-Killer
Warum? Seit der Streuner sterben musste sollte, führt dieser Bösewicht und wahre Schwarzelf ein Schattendasein, was ihm aber auch ein Überleben in Zeiten erlaubte, da die meisten namhaften Paktierer ihrem fiesen Schicksal entgegen gingen. Mit Thalusa beherrscht er außerdem ein immer noch relativ freies und wenig beschriebenes Setting in Aventurien, was viele Möglichkeiten für ein Abenteuer lässt.
Wie? Dolguruk wäre ein idealer Kandidat, um sich einmal im Stile von Dungeon Keeper mit diesen lästigen Heldengruppen herumzuschlagen, die dem Bösewicht von Welt immer das Leben schwer machen. Ob sie ihn stürzen, sein Richtschwert stehlen oder einen Gefangenen befreien wollen, ist dabei fast egal. Hauptsache, im Finale kann man selbst als Scharfrichter ihr Schicksal besiegeln – sofern man noch lebt.
Zadig von Volterach – Ein Auge auf die Zukunft werfen
Warum? Als einer der ältesten und prominentesten Diener des Namenlosen ist Zadig ein Schurken-Klassiker, der in Abenteuern aber nicht häufig direkt in Erscheinung tritt. Seine konkreten Ziele und Pläne sind daher schwer abzuschätzen, womit ein Abenteuer mit ihm auch für den Spieler überraschende Wendungen aufweisen kann. Da er zudem von seinem Gott mit prophetischen Gaben gesegnet ist (man schaue sich nur mal an, wie viele Eltern von wichtigen aventurischen NPCs auf sein Gewissen gehen), könnte man in einem solchen Abenteuer, passend zum Sternenfall, auch gut kommende Ereignisse andeuten.
Wie? Am sinnigsten in den Namenlosen Tagen, soviel ist klar. Zadig könnte Gesichtern und Hinweisen seines Herren folgen, die er richtig deuten muss, um schließlich die potenzielle Mutter oder den potenziellen Vater einer prophetisch angedeuteten Heilsgestalt der Zukunft zu töten. Oder auch die falsche Person, wenn der Spieler versagt.
Torxes von Freigeist – Es ist immer lustig, bis einer weint
Warum? Alle mögen den Joker als Gegenspieler Batmans, Sarkasmus und Zynismus scheinen also ein beliebtes Schurken-Charakteristikum zu sein. Dazu ist der Schwarzschelm derart chaotisch, dass man bei seinen Handlungen fast alle Freiheiten hat. Schwarzer Humor und endlose Möglichkeiten – was wünscht man sich mehr für einen fiesen Plot?
Wie? Torxes Markenzeichen ist die Unstetigkeit. Ein Plot dürfte also kaum allzu tiefe Pläne beinhalten. Besser wäre ein eskalierender Ritt auf dem Tiger, bei dem der Spieler nach Herzenslust Chaos stiften kann, dabei aber auf Dauer aufpassen muss, nicht selbst von der Woge mitgerissen zu werden.
Joschs Favoriten
Azaril Scharlachkraut – Die perfekt getarnte Bedrohung
Warum? Weil Azaril die würdigste Borbaradianerin ist, die Aventurien hervorgebracht hat. Sie hat die philosophischen Grundlagen der borbaradianischen Philosophie besser durchdrungen und durchdacht als jeder andere – ich würde sogar sagen: besser als der Meister selbst, wenn man sich dessen eher konfusen Masterplan mal genauer anschaut. Niemand entspricht so wenig dem Schwarzmagier-Bösewichtklischee wie sie, und niemand könnte in der 1.-Person-Perspektive so gut die perfide Faszination vermitteln, die von Borbarads Lehren ausgeht.
Wie? Vier Optionen schienen mir besonders reizvoll. Erstens irgendwas aus der Kategorie „Intrigantenstadl“, bei dem man z.B. einen hochrangigen Geweihten zur Wahren Philosophie bekehren kann. Zweitens ein Plot, bei dem man nach apokryphen Schriften oder verlorenen Artefakten Borbarads sucht, die dieser in einer seiner Inkarnationen hinterlassen hat. Da die Rolle der Borbaradianer im kommenden Zeitalter m.E. noch ziemlich offen ist, könnte ich mir nach dem Sternenfall drittens auch eine Art Zweckbündnis mit bspw. Geweihten des Nandus oder Graumagiern vorschlagen, um einer Namenlosen Verschwörung auf die Schliche zu kommen, die sowohl Kirchen, Gilden als auch Borbaradianer unterwandert. Viertens ein Abenteuer für die 2w6 extremen Borbaradianer-Nerds unter uns, das sich vor allem um die korrekte Interpretation und gedankliche Aufarbeitung von schwer verständlichen Passagen aus Borbarads Testament dreht.
Der Aikar Brazoragh – 150% reines Testosteron
Warum? Weil er der mächtigste und wichtigste Ork auf Dere ist, und weil gilt: Wenn einer Einblicke in die Pläne Brazoraghs und dessen Chancen hat, im neuen Zeitalter zurück nach Alveran zu kehren, dann er. Besser kann man als Spieler daher sicherlich keinen Einblick in die orkische Zukunft bekommen. Dass sich ein Solo-Abenteuer bestens eignet, um Spielern die Lebens- und Denkart der Orks begreiflich zu machen, zeigte übrigens schon Im Dienste des Brazoragh aus der alten Orkland-Box.
Wie? Fast egal, solange es mit dem Ende des Aikar und dem größtmöglichen Erfolg endet: dem Wissen darum, dass Brazoragh in Zukunft wieder im alveranischen Chor mitgrölen kann.
Iskir Ingibjarsson – In Yonahos Garten
Warum? Weil die Traditionalisten in Thorwal die deutlich interessantere Partei sind. Und weil Charyptoroth aktuell einen viel zu schlechten Ruf hat und etwas positive PR gut gebrauchen könnte. Es wäre sicher reizvoll, die Versuchungen, die von der unbarmherzigen Ersäuferin ausgehen, einmal aus der Ich-Perspektive zu erleben – ganz zu schweigen von der Möglichkeit, einen Rundflug mit der Hornlibelle unternehmen zu können.
Wie? Gut: Eine fiese Intrige gegen die verweichlichten Modernisten einfädeln. Noch besser: ein altes H’Ranga-Unheiligtum wiederentdecken und instand setzen. Am besten: beides zusammen.
Sultan Hasrabal von Gorien – Mehr als Sandschlösser
Warum? Zwar ist der große Hasrabal kein klassischer Schurke mehr, sondern inzwischen in jeder Hinsicht ziemlich ergraut, aber in seiner glorreichen Frühzeit war er mal ein richtig schön skrupelloser Antagonist. Und auch heute noch kocht der Alte aus Rashdul zumindest konsequent sein eigenes Süppchen. Aufgrund seiner Machtfülle, der Reichhaltigkeit seiner Pläne, der Konsequenz, mit der er diese verfolgt, und aufgrund seines gewaltigen Egos wäre es sicher reizvoll, einmal in seine Rolle zu schlüpfen.
Wie? Zwei Ansätze drängen sich mir auf. Schön retro: Man spielt die Entführung von Nedime, der Tochter des Kalifen, in der aventurischen Vorzeit nach. Angesichts von Hasrabals weit fortgeschrittenem Alter böte sich auch ein Plot an, bei dem man Hasrabals letzten großen Plan zur Entfaltung bringen und dem alten Zausel ein grandioses Ende bereiten kann. Beides ließe sich auch miteinander verbinden – etwa, indem man die Entführung Nedimes in einer rückblendenden Traumsequenz als Abenteuer im Abenteuer erleben kann.
War etwas für euch dabei? Wenn nein, wen würdet ihr gerne einmal als Schurken spielen? Lasst uns eure Meinung in der Kommentarspalte wissen – wir freuen uns auf eure Ideen und Vorschläge!
[Edit: Inzwischen hat auch Bruderschwester Michael Masberg sehr lesenswerte Gedanken zu diesem Thema veröffentlicht, auf die wir euch hiermit hinweisen möchten.]
16. November 2015 at 13:28
Auf von Volterach wäre ich gar nicht mehr gekommen. Mein Favorit wäre klar Hasrabal, Fran oder der Aikar hätten ihren Reiz.
Meine weiteren Vorschläge wären Oderin und Thomeg, obgleich auch hier der Schurkenstatus sicherlich Ansichtssache ist …
Joeboe
16. November 2015 at 20:12
Ja, die beiden wären auf jeden Fall auch interessant. Auch wenn sie jetzt keine typischen Bösewichte sind – dunkelgrau genug sind sie ja. 🙂
Thorjin
16. November 2015 at 22:06
Sehr schöne Auswahl! Allerdings fände ich bei Dolguruk die Pointe fast noch besser, wenn der sich als eigentlich ganz netter Kerl entpuppen würde, der am liebsten seine Pokalsammlung wienert und Blutvergießen eigentlich total verabschaut, bloß jedesmal von durchgeknallten Heldengruppen dazu gezwungen wird. Sowas wie „Tucker und Dale vs. Evil“ in Aventurien…
Engor
18. November 2015 at 10:20
Sind einige wirklich spannende Leute dabei.
Gerade der Aikar ist ein echter Fave…
Torxes ist ja eh‘ der coolste Bösewicht, denn er ist so schön tragisch.
Fran würde DDZ wieder etwas beleben.
Nico
18. November 2015 at 10:29
Besonders Fran, aber auch Hasrabal und den Aikar Brazoragh würden mich interessieren. (Da wir in den Dunklen Zeiten spielen, hat sich einer unserer Spieler selbst zum Aikar ausrufen lassen) Ich würde auch Answin von Rabenmund in die Liste einreihen, ebenso Walkir Zornbrecht und König Amagomir von Ysilien. Damit die Zahl durch die heilige Zwei teilbar ist, vielleicht noch Borbarad himself?
Thiemo
19. November 2015 at 6:33
OMG Answin, natürlich, der wäre ganz vorne dabei für ein Solo – intrigant und ständig falsch verstanden – und am Ende doch noch ein Held – so wird das bestimmt auch bei Helme enden, oder 🙂
Joeboe
19. November 2015 at 13:19
Answin gerne, aber bitte nicht weiter auf der Schiene „Der eigentlich missverstandene Sympathieträger“. Wenn schon Fiesling, denn schon Fiesling.
Josch
19. November 2015 at 14:36
Sind nicht alle Fieslinge irgendwie missverstanden, und sei es nur in ihrem Genie? 😉
Joeboe
18. November 2015 at 22:25
Ich werfe in den Ring:
Hela Horst – Jugendjahre einer Kaiserin
Kerbhold – Frühgeschichte neu geschrieben
Praios – Wie man sich vom unbedeutenden Unsterblichen zum Götterkönig hochmobbt.
Und als Variante davon noch die zweiteilige Solo-Kampagne „Ephar und Charypta – das Karmakortheon kennt nicht nur Gewinner“
Ackerknecht
18. November 2015 at 22:27
Ok, der erste ist der bis dato lustigste Auto Complete meiner Handy Tastatur. ..
Ackerknecht
19. November 2015 at 23:14
😀 Hela-Horst ist großartig! Der Ketchup-Kerl von der Pommesbude. Als Kaiserin des Alten Reiches. Das erklärt einiges.
Thorjin
20. November 2015 at 0:03
Fran-Horst, Amene-Horst, Silem-Horst, mit einem Wort: Das Horst-Reich. Mit dieser Beschreibung kann ich mich gut anfreunden.
Josch
20. November 2015 at 0:04
Nicht zu vergessen: Der heilige Horst.
Josch
23. November 2015 at 18:06
Auch Michael Masberg hat sich übrigens Gedanken zu dieser Frage gemacht: http://www.michael-masberg.de/die-einsamkeit-des-bosen/
Josch