Liebe Bruderschwestern!
natürlich wissen wir, dass nicht alle von euch sich als Freunde Maraskans sehen, manche von euch mögen Maraskaner – Bei der Schönheit der Welt! – vielleicht sogar als nervig empfinden, aber dennoch ist der Bezug zum Maraskanischen in unseren Augen gerade ganz passend: Ob Fan, Autor oder Autorin, Redakteur oder Redakteurin – im Endeffekt bilden wir doch eigentlich alle eine Gemeinschaft, denn uns alle verbindet die Liebe zum Spiel DSA in irgendeiner seiner Formen. Und ganz wie bei den Bruderschwestern auf der uuz’schönsteren Insel wäre es natürlich völlig einzigartig (sprich: doof), wenn wir alle einer Meinung wären. Rur liebt die Vielfalt, und gerade diese ist ja auch eine wichtige Stärke des Schwarzen Auges: Jede neue Generation von Autorinnen und Autoren setzte eigene Schwerpunkte und vertritt neue Interpretationen der Welt, und auch wenn oft herzhaft darüber gestritten wird, was jetzt am besten oder schönsten ist, ergibt sich am Ende häufig ein Ergebnis, an dem zwar jeder etwas aussetzen hat, wo aber zumindest die meisten auch etwas finden, mit dem sie sich anfreunden können.
Das Jahr 2020, das als Patzer direkt aus dem 8. Zeitalter zu kommen scheint, und, global betrachtet, sicherlich keine Perle unter Rurs Geschenken darstellt, hat es uns allen fürwahr nicht leicht gemacht. (Was nicht heißt, dass hier alles schlecht war: Die Freude über die Veröffentlichung von Wandel im Chaos, das mit Beiträgen und Hilfe von Karl-Heinz Witzko entstand, lassen wir uns durch keine Magnum Opus der Mishkara nehmen.)
Umso schöner, dass wir auch in solch eher düsteren Zeiten liebgewonnene Hobbys hatte und haben, die dabei helfen, die negativen Seiten zumindest zeitweilig auszublenden oder weniger schlimm zu finden. Kehrseite der Medaille ist aber vermutlich auch, dass wahrgenommene Störungen, die in diesem Bereich auftauchen, gerade jetzt als sehr ärgerlich wahrgenommen werden. Der Namenlose ist ein Eichhörnchen.
Um ein Beispiel herauszunehmen, das uns selbst betrifft: die Sternenträger-Kampagne. Wir sind nicht nur Fans der Geschichten, auf denen die Kampagne aufbaut (Bruderschwester Thorsten leitet sie auch in seiner heimischen Runde), und warten gespannt auf deren Fortgang, wir gehören auch zu den Lektoren der Reihe. Dass nach wie vor nicht sicher ist, wann der dritte Band erscheinen wird, ist definitiv etwas, das uns auch stört. Ohne Frage wäre es uns und allen an der Reihe Beteiligten lieber, wenn es nun zügig weitergehen würde. Wir sind uns aber auch sicher, dass das Stocken nicht ohne Not andauert, und so bleibt uns wie allen anderen auch nur geduldiges Warten, bis weißer Rauch über dem Himmelsturm aufsteigt. Nicht immer gibt es für Dinge, die sich ungünstig entwickeln, auch jemanden, dem dafür die Schuld in die Schuhe geschoben werden kann, und eine alte Maru-Weisheit lehrt uns: „Was Dich nicht auffrisst, macht Dich nur hungriger.“
Wir verstehen oft, wenn ihr euch über bestimmte Sachen ärgert, denn, Autoren hin oder her, wir sind auch Spieler und Fans und letztendlich ja vor allem als Autoren dabei, um an der Spielwelt, die wir genau so mögen wir ihr, mitarbeiten zu können. Wir kennen auch unter den anderen Autoren und Autorinnen, Redakteuren sowie Redakteurinnen keine, denen Fehler egal wären oder die sich Kritik nicht zu Herzen nehmen würden, auch wenn nicht immer die Zeit dafür da ist, um in öffentlichen Diskussionen auf alles zu antworten – sei es in Foren, bei Facebook oder anderswo im Limbus. Als Autoren sehen wir fundierte Kritik als Voraussetzung dafür, eigene Fehler zu erkennen und beim nächsten Mal besser zu werden. (Nicht zuletzt auch deshalb, weil wir beide, bevor wir angefangen haben, offiziell an DSA mitzuarbeiten, selbst eine ganze Reihe von Rezensionen und Kommentaren zu DSA-Produkten im Netz veröffentlicht hatten und dabei natürlich immer gehofft hatten, dass diese auch von den Offiziellen einmal ernsthaft zur Kenntnis genommen werden.) Dabei merken wir auch, dass Kritik an Sachen, in die man viel Herzblut gesteckt hat, einem selbst sehr nahe gehen kann. Gerade dann, wenn sie berechtigt ist.
Aber nur, weil wir das kritische Feedback aus dem Fandom für sehr wichtig und nötig halten und uns sicher sind, dass es die anderen Offiziellen auch so halten, heißt das nicht, dass jede Kritik auch die Folgen haben kann, die Kritiker/innen sich davon erhoffen. Nicht allen Kritikpunkten stimmen wir der Sache nach zu, und manchmal gibt es einfach keinen Königsweg, mit dem die Interessen aller Zielgruppen gleichermaßen erfüllt werden können. Alle, die schon einmal in einer WG versucht haben, im Konsensmodell einen gemeinsamen Putz- und Einkaufsplan zu verabschieden, wissen, wie schwer das sein kann. Wenn es um die Ausgestaltung von DSA geht, potenziert sich das Problem manchmal ins Unermessliche. Am Ende bedeutet das auch für uns oft, dass unsere Lieblingsideen sich als nicht realisierbar oder als wenig ratsam erweisen. Als Autoren können wir davon fürwahr ein ordentliches Liedchen singen – wie es für Redakteure aussehen muss, wollen wir uns da lieber gar nicht ausmalen. Denn es ist schon schlimm genug, manche liebgewonnene Idee nicht umsetzen zu können, vor allem dann, wenn einem die Gründe dafür auch noch einleuchten. Die Lieblingsideen anderer mit einem Veto versehen zu müssen, stellen wir uns noch mal eine Stufe härter vor.
Selbst wenn wir einer öffentlichen Diskussion einmal aber nichts abgewinnen können, bleibt sie für uns dennoch ein Zeichen dafür, dass vielen das Spiel wichtig ist, und damit etwas, das wir sehr schätzen, sofern die Grenzen der Höflichkeit und des Respekts geachtet werden. Daher wollen wir an dieser Stelle vor allen aktiven DSA-Fans von Herzen „Danke!“ sagen, denn nur euretwegen und aufgrund von eurer Begeisterung gibt es dieses Spiel, für das es uns so viel Spaß macht, uns kreativ auszutoben.
Auf der anderen Seite möchten wir an dieser Stelle aber auch um Verständnis werben: Denkt bitte daran, dass sowohl Redaktion als auch Autoren und Autorinnen versuchen, nicht einfach nur irgendeine Auftragsarbeit abzuliefern, sondern Sachen zu schreiben, die uns selbst und dann hoffentlich auch euch Fans mitreißen. Dabei ist da niemand ein Einzelkämpfer: Vom sog. Pitch, in dem eine Idee erstmals umrissen wird, bis zum fertigen Werk kommen viele, viele Stunden zusammen, die von ganz unterschiedlichen Personen in ein Projekt fließen. Deswegen wollen wir heute auch einmal den anderen verrückten Personen danken, ohne die nichts von alledem möglich wäre: Danke an unsere geliebten Partner wie auch an euch anderen Autoren und Autorinnen – ohne den Austausch mit euch und die Unterstützung durch euch würde sicher kaum ein Projekt über den Status der Idee herauskommen. Danke auch an die Reaktion, die nicht nur immer bei Fragen zur Stelle ist, sondern auch hilft, die anfängliche Idee zu etwas werden zu lassen, das gedeiht und umgesetzt werden kann. Viel wird über das so schöne, aber eben auch komplexe Geflecht geschrieben, zu dem DSA inzwischen geworden ist. Ohne die Hilfe der Redaktion, d.h. ihren kreativen Input und, soviel Ehrlichkeit muss auch sein, ihre ordnende Hand, wäre jeder von uns hoffnungslos in den Strängen dieser Welt oder den eigenen Privatspinnereien verheddert. (Um dazu mal ein konkretes Beispiel zu nennen: Wir sind sehr glücklich mit der finalen Fassung von Wandel im Chaos und freuen uns sehr, dass das Feedback dazu bislang auch recht positiv ausgefallen ist. Hätten wir einfach die erste Version unseres Konzepts niedergeschrieben, die dem ausführlichen und detaillierten Austausch mit Niko Hoch vorausging, wäre das Endergebnis sicher deutlich weniger erfreulich ausgefallen.) Danke auch an all die Künstlerinnen und Künstler, die das, was wir uns als Autoren vorstellen, visuell umsetzen: Wir staunen jedes Mal wieder, wie aus einer trockenen Beschreibung oder groben Skizze ein lebendiges Bild oder eine wunderschöne Karte wird, die fast immer deutlich besser aussieht als das, was wir uns so vorgestellt hatten.
Wir blicken auf jeden Fall mit viel Vorfreude auf das kommende Jahr. Abgesehen davon, dass wir von dem einen oder anderen Projekt wissen, an dem die Kolleginnen und Kollegen sitzen und bei dem wir sicher sind, dass es eine Menge Freude bringen wird, sind wir selbst auch inmitten der Planung zweier Projekte, auf deren finales Ergebnis wir schon sehr gespannt sind. Eines, ein Vademecum, für das wir mit Bruderschwester Niko eine Menge komplexer Dinge besprochen haben, geht nun in seine finale Phase. Das andere, ein deutlich umfangreicheres im Hinblick auf Umfang und Reichweite, steht aktuell noch am Anfang der Planungsphase. Doch freuen wir uns schon sehr darauf, hier die Umsetzung zu erleben, die im kommenden Jahr richtig Fahrt aufnehmen soll, nicht zuletzt, wenn wir an die anderen hieran beteiligten Personen denken. Außerdem widmet sich dieses Projekt einer ganzen Reihe alter Bekannter aus Aventurien, die uns sehr am Herzen liegen. Ihre weitere Entwicklung und die damit zusammenhängende Fortführung eines wichtigen Teils der aventurischen Geschichte und Tradition ist etwas, in das wir schon viele Gedanken investiert haben und auf dessen Umsetzung wir uns sehr freuen. Das ist jetzt recht kryptisch, aber keine Sorge, der Nebel wird sich schon bald lichten, und bis dahin werden wir die Zeit noch nutzen, um intern weiterhin heiß über große und kleine Ideen zu disputieren. So ist es schön und gut, denn so hat Rur die Welt erschaffen.
In diesem Sinne wünschen wir euch allen einen guten und meinungsfreudigen Start ins neue – und hoffentlich sehr viel erfreulichere – Jahr 2021!
Eure Bruderschwestern Josch K. Zahradnik und Thorsten Most
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