In Kürze erscheint die DSA5-Einsteigerbox Das Geheimnis des Drachenritters (einen Überblick über den Inhalt findet ihr hier). Da mit Bruderschwester Thorjin/Thorsten Most und Bruderschwester Prajoschziber/Josch K. Zahradnik zwei Asboranjis Teil des Autorenkollektivs waren, hat Bruderschwester Yukiijida die Gelegenheit genutzt, den beiden eine Reihe von Fragen zur Box und zu ihrer Mitarbeit zu stellen. Die Antworten findet ihr nachfolgend. Vorweg aber noch eine wichtige Warnung!
Der geheime Asboraner Presserat legt großen Wert auf die Feststellung, dass nachfolgendes Interview nicht den Anspruch einer neutralen Berichterstattung erhebt. Die interviewten Autoren sind mit der Einsteigerbox, an der sie mitgearbeitet haben, sehr zufrieden, und ihnen ist selbstredend daran gelegen, ihre Begeisterung für dieses Projekt mit interessierten Leserinnen und Lesern zu teilen. Natürlich haben sie auch ein Interesse daran, dass die Box möglichst viele Spielerinnen und Spieler erreicht und für unser Hobby begeistert. Sie verfolgen jedoch mit diesem Beitrag keine kommerziellen oder monetären Interessen.
Yukiijida: Hallo Ihr Beiden. Ihr kommt mir irgendwie bekannt vor.
Thorsten: Hallo Yukiijida. Ja, ich glaube, wir haben uns schon einmal gesehen, heute Morgen in der Küche. Danke, dass du dir ein paar Fragen für uns überlegt hast.
Josch: Ich hab so ein Allerweltsgesicht, da denken die Leute meist, sie würden mich kennen. Ganz abgesehen davon hab ich aber auch schon mal bei euch übernachtet, als wir Unheil über Arivor gespielt haben.
Yukiijida: Oh! Richtig. Äääähm… ja. Mir ist zu Ohren gekommen, dass man Josch schon mal für die Sockenpuppe von Thorsten hält.
Thorsten: Ja, das war schon lustig. Aber vielleicht auch verständlich, wenn man uns nicht wirklich kennt. Wir machen ja schon sehr viel gemeinsam für DSA. Ich glaube, die Zahl der Beiträge, bei denen wir beide etwas gemacht haben, ist deutlich länger als die, bei der nur einer von uns beiden dabei war.
Josch: Könnte auch daran liegen, dass wir bei einem Nandurion-Disput zur Historia Aventurica einmal zur “kommentarspendenden Entität Saljoschza” fusioniert sind – oder daran, dass wir sehr häufig einer Meinung sind.
Yukiijida: Die Einsteigerbox ist ja nicht das erste, was ihr beiden für DSA geschrieben habt. Was habt ihr denn bisher so beigetragen?
Thorsten: Als offizieller Autor gibt es von mir das Zwölfgötter-Vademecum für den Bund des Wahren Glaubens. Daneben habe ich aber auch schon einige Sachen lektoriert, wie einen Großteil der Havena-Texte, oder korrekturgelesen. Dann gibt es noch die selbstrechnenden Heldenbögen, für die ich verantwortlich bin. Und schließlich gibt es noch eine Liste von inoffiziellen Spielhilfen, die ich seit meiner Zeit bei Nandurion oder inzwischen für Asboran oder das Scriptorium erstellt habe. Ich denke, die bekanntesten darunter dürften die zusammengefügte Gesamt-Aventurienkarte aus den Eizelkarten des Ulisses-Kartenpaket sein und die diversen Font-Dateien für aventurische Schriften und Symbole.
Josch: Nachdem ich mehrere Jahre lang offizielles DSA-Material korrekturgelesen und inoffizielles DSA-Material für Nandurion verfasst hatte, war das Myranor-Abenteuer Das Lied des Lor (zusammen mit Andreas Gruner und Lena Richter) meine erste offizielle DSA-Veröffentlichung. Gleich danach folgten drei kurze Erzählungen in Sternenleere. Danach standen erst einmal wieder vor allem Korrektorats- und Lektoratsarbeiten an, aber in deren Rahmen kommt es aber auch immer mal wieder vor, dass kleine Ideen von einem selbst den Weg in das finale Produkt finden. So war es zuletzt beim Heldenwerk Rückkehr in den Wald ohne Wiederkehr oder beim Crowdfunding zu Havena, bei dem Thorsten und ich auch einen der Aufmacher für die Havena-Fanfare geschrieben haben.
Yukiijida: Von euren bisherigen Sachen, was liegt euch da besonders am Herzen?
Thorsten: Bei mir ist es das einmal das Vademecum für den Bund des Wahren Glaubens. Bei den inoffiziellen Sachen ist es wohl meine Artikelserie zu den Covern der DSA-Historie bei Nandurion (Teil 1, 2 und 3).
Josch: Die inoffizielle Spielhilfe Wilkommen in Aventurien war für mich damals ein besonderes Anliegen, weil ich mir so einen Aventuriencrashkurs für Neulinge immer gewünscht hatte, und ich bin damit auch heute noch sehr zufrieden. Das Lied des Lor als meine erste offizielle DSA-Veröffentlichung, deren Ausarbeitung zudem sehr viel Spaß gemacht hat, wird für mich immer eine besondere Erinnerung bleiben. Die kurze Erzählung Inmitten der Nacht aus Sternenleere hat für mich persönlich aber den höchsten Stellenwert.
Yukiijida: Könnt ihr mir sagen, warum?
Thorsten: Das Vademecum war mein erstes offizielles DSA-Werk, das alleine macht es schon besonders für mich. Daneben hat mir das Schreiben aber auch sehr viel Spaß gemacht, gerade weil ich den Bund sehr mag, auch wenn er im bespielten Aventurien ja doch eher eine Randrolle einnimmt. Die Artikelserie zu den Covern war damals eine Herzensangelegenheit. Da war auch die Recherche sehr interessant und es gab auch sehr viel positives Feedback. Das war eine rundum positive Sache.
Josch: Ich bin seit den ersten Witzko-Beiträgen zu Maraskan ein sehr großer Fan des Settings – ohne Maraskan hätte ich mich in den frühen Nuller-Jahren vermutlich auch von DSA verabschiedet. Milhibethjida die Kindliche war für mich zudem immer eine meiner liebsten DSA-Figuren, und die Draijsche halte ich für eine der besten DSA-Erfindungen aller Zeiten. Die Möglichkeit, eine Geschichte zu erzählen, in der Milhibethjida, Draijsche, der Namenlose und die Zukunft Maraskans eine Rolle spielen, war für mich daher besonders schön.
Yukiijida: Dann kommen wir doch mal zurück zu dem eigentlichen Thema. Wie sollte eurer Meinung nach eine Einsteigerbox sein?
Thorsten und Josch: Sie sollte vor allem den Einstieg in dieses teilweise doch sehr komplex gewordene Spiel so einfach wie möglich machen und erst dann die Lernkurve anziehen. Sie sollte also möglichst schnell ohne großen theoretischen Ballast das Konzept Rollenspiel vertraut machen und sofort Lust darauf machen, sich in die DSA-Spielwelt und in die Rolle des gespielten SC zu stürzen.
Schon lange bevor wir in dieses Projekt hineingekommen sind, hatten wir uns Gedanken dazu gemacht, wie man Neulinge, die noch nie mit Rollenspiel in Kontakt gekommen sind, ins moderne DSA führen könnte, sodass sie dabei auch von Anfang an Spaß haben und nicht durch die Vielzahl an Regeln abgeschreckt werden. Spätestens seit DSA4 war es in unseren Augen so, dass der Zugang zum Spiel entweder über die Hilfe von erfahrenen Spielern oder nur mit sehr viel Blut, Schweiß und Tränen und immenser Ausdauer beim Studium von Regeln möglich war.
DSA1 ging das damals ganz anders an, und wir sind beide große Fans der allerersten Basisbox und der Art und Weise, wie Spielerinnen und Spieler hier ohne großen Aufwand und ohne irgendeine Form von Vorwissen ins Spiel hineingezogen wurden (auch wenn vieles in dieser Box hoffnungslos veraltet ist). Natürlich war das erste Regelsystem sehr einfach gestrickt, und eine Weltbeschreibung war in der ersten Box noch gar nicht enthalten, aber der größte Pluspunkt, den die erste Basis-Box unserer Meinung nach hatte, war der spielende Zugang. Man las sich nicht erst die Regeln durch, sondern man spielte einfach direkt ein Soloabenteuer und wurde dabei Schritt für Schritt in die Regeln eingeführt. Solche Tutorials, bei denen man direkt losspielt und alle Wichtige unterwegs erklärt bekommt, erscheinen uns sehr viel attraktiver, als wenn man erst einmal ein komplettes und kompliziertes Regelsystem erlernen muss, um loslegen zu können. Bei anderen Spielen ist es ja auch so. Wir haben beide schon Abende erlebt, bei denen der Versuch, ein neues Brettspiel zu spielen, angesichts eines monströsen Regelhefts schnell wieder aufgegeben wurde. Und wenn man jemanden fürs Fußballspielen gewinnen möchte, wirft man ihm auch am besten einen Ball zu und erklärt nicht zuerst die Regeln für passives Abseits.
Eine Einsteigerbox sollte aber nicht nur einen schnellen und leichten Einstieg ermöglichen, sondern zugleich auch die Grundlage dafür bieten, um nach dem Reinschnuppern eine gute Weile weiterspielen zu können, ohne auf neues Material angewiesen zu sein. Sie muss mehr bieten als nur einen kleinen Appetithappen – wie etwa Schnellstarter – sondern genug Material für viele gemeinsame Spieleabende.
Yukiijida: Wie geht man sowas wie eine Einsteigerbox an?
Thorsten und Josch: Zunächst ist es hilfreich, wenn sich alle Beteiligten auf die grundsätzliche Konzeption einigen. Da hatten Alex, Niko, Sebastian und wir glücklicherweise einen ziemlich ähnlichen Ansatz. Es war schnell klar, dass Neueinsteiger mit der Box schnell zum Spielen kommen sollten, und dass wir beim Spielen nicht nur die Regeln, sondern auch das Spielleiten vermitteln wollten. Auf dieser Basis erfolgte dann die weitere Planung.
Yukiijida: Wenn ich das also richtig verstehe, ist die Zielgruppe eher nicht die „Systemwechslerin“, sondern die komplett neue DSA-Spielerin?
Thorsten und Josch: Im Endeffekt richtet sich die Box durchaus an alle, die das DSA-System noch nicht kennen, also auch an Wechsler. Aber es ist schon richtig, dass unter den Tipps viele sind, die sich besonders an Rollenspielneulinge richten. Dennoch denken wir, dass selbst erfahrene Spieler Spaß mit der Box haben werden, auch wenn sie solche Tipps natürlich nicht mehr benötigen. Wir selbst würden die Box auf jeden Fall sofort vewenden, um neue Spielerinnen und Spieler ohne irgendwelche Rollenspielerfahrungen für DSA zu begeistern.
Yukiijida: Wo gab es den meisten Gesprächsbedarf unter den Beteiligten?
Thorsten und Josch: Eindeutig bei den Regeln und bei der Frage, wie komplex es sein muss und sein darf. Hier musste immer wieder geprüft werden, was wir brauchen und was wir lieber weglassen sollten. Die Regeln sollten erkennbar DSA5 sein, allein schon, um den Übergang von der Einsteigerbox zum DSA5-Grundregelwerk nicht zu einer Hürde zu machen. Außerdem sollen die abgespeckten Regeln ein Gefühl für die Möglichkeiten des Gesamtspiels geben, ohne neue Spieler durch die schiere Menge an Auswahlmöglichkeiten zu überfordern. Also musste geschaut werden, wo ein Mechanismus abgespeckt oder ganz gestrichen werden kann, ohne dass man eines der genannten Ziele verfehlt. Da gibt es fast immer verschiedene Ansätze mit ihren Vor- und Nachteilen. Auch bei den genauen Formulierungen gab es teils einiges zu diskutieren. Auf der einen Seite wollten wir Einsteigern keine Steine durch irreführende Formulierungen in den Weg legen – und DSA bietet da einiges an Fallstricken (man denke etwa an die Unterscheidung von erfolgreicher Attacke und Treffer oder an die Unterscheidung von Treffer- und Schadenspunkten). Auf der andere Seite sollen Formulierungen natürlich möglichst intuitiv und nicht wie pseudo-wissenschaftliche Definitionen klingen. Da wurde letztendlich ein guter Kompromiss gefunden, was sich für uns auch dadurch zeigt, dass alle wichtigen Grundregeln auf den Heldenbögen in Kurzform zu finden sind, die damit häufiges Nachschlagen überflüssig machen.
Yukiijida: Aber es gibt schon sowas wie ein „Buch der Regeln“ – und nicht nur „Regelerklär“-Abenteuer?
Thorsten und Josch: Es gibt ein Regelbuch, dieses ist aber v.a. als Referenzbuch zum Nachschlagen gedacht, wenn die Runde etwas nochmal genau nachlesen will. (Natürlich kann man aber auch so darin lesen, wenn man die Regeln genauer studieren möchte.) In den meisten Fällen finden sich die Erklärungen zu den Abläufen aber direkt im Abenteuer und auch auf den Heldenbögen.
Yukiijida: Was war der arbeitsintensivste Teil?
Thorsten: Für mich persönlich das zweite Abenteuer der Box, das vor allem aus meiner Feder stammt. Allerdings war das dafür größtenteils noch recht einfache Arbeit. Viel Zeit floss aber am Ende noch darein, alle Teile aufeinander abzustimmen, Texte zu begradigen, und zu prüfen, welche Punkte, die einem langjährigen DSA-Spieler gar nicht mehr als Problemstelle auffallen, vielleicht doch noch genauer erklärt werden müssten.
Josch: Für mich sehr arbeitsintensiv war der Versuch, bei den Texten im Detail den schmalen Grad zwischen Verständlichkeit, Genauigkeit und Anschlussfähigkeit an die DSA5-Regeln zu finden. Wenn man sich aber nur das Verhältnis von Aufwand zu Textlänge anschaut, war die herausforderndste Aufabe wohl das Finden von passenden Einwort-Titeln für die Solos.
Yukiijida: Zum Abschluss: Nennt doch zwei Sachen aus der Box, die nicht direkt von euch stammen, die ihr aber besonders mögt.
Thorsten: Ich finde besonders das Artwork großartig. Die Darstellungen der Personen und Szenen, die Landschaftseindrücke, die enthaltenen Landkarten und der Plan von Düsterrode, ich halte das alles für super gelungen. Worauf ich mich außerdem freue, auch wenn ich sie noch nicht selbst ausprobiert habe, sind die Bodenpläne in Verbindung mit den enthaltenen Acrylchips. Ich skizziere normalerweise Kampfszenen als Spielleiter nur grob, aber das Kartenbuch hat es mir tatsächlich sehr angetan.
Josch: Abgesehen von Thorstens Abenteuer? 🙂 Ich finde die Mini-Solos zum Einstieg sehr gelungen, und hier besonders das Solo für den Magier. Ansonsten gefällt mir besonders die Spielhilfe zur Heldentrutz, die der Box auch über die enthaltene Kampagne hinaus einen schönen Mehrwert gibt.
Yukiijida: Eigentlich war es das jetzt, aber ist euch bewußt, dass wir noch keine rur-und-gror-gefällige Anzahl an Fragen haben? Wir können doch keine bruderlosen Fragen haben!
Thorsten und Josch: Das wäre in der Tat einzigartig.
Yukiijida: Aber Spaß beiseite, was soll ich euch noch fragen? Oder wollt ihr noch was sagen?
Thorsten und Josch: Das fehlte noch.
Yukiijida: Meint ihr, wir nerven die Leute mit unserer zwanghaften Zahlenmystik?
Thorsten und Josch: Vielleicht – aber es muss hier ja keiner weiterlesen, dies ist ein freier Blog für freie Bruderschwestern. Wer hier aufhört, verpasst aber womöglich noch etwas Wichtiges. Es ist kompliziert.
Yukiijida: Also gut, dann die wichtigste Frage zum Schluss: Wird Maraskan in der Box erwähnt?
Thorsten und Josch: Natürlich, aber nur am Rande. Wissende und aufgeschlossene Bruderschwestern werden aber auch hierüber den Weg auf die Insel finden.
Yukiijida: Vielen Dank, Schwesterbruder Saljoschza, dass Ihr so geduldig meine Fragen beantwortet habt.
23. März 2019 at 15:01
Danke für die Einblicke!
Nottel